Leonhardiritt in Preisendorf
Zur Historie des Leonhardi-Rittes in Preisendorf:
Aus allen Dorfteilen der Pfarrgemeinde Hohenlinden strömten die Gläubigen nach Preisendorf. Zwar ist die Kirche dem Hl. Stefanus geweiht, doch der zweite Heilige, der den Altar flankiert, ist der Hl. Leonhard welcher wiederum ja bekanntlich für das liebe Vieh „zuständig“ war. Zur damaligen Zeit hatte fast jeder eine kleine Landwirtschaftbetrieb, so war die Kirche gut besucht. Die vielen Votivtafeln und geschnitzten Figuren zeugen von der Kraft des Hl. Leonhard.
Wie die Pfarrchronik berichtet, wurde ihm zu Ehren an seinem Namenstag (6. November) Kirchenumritte durchgeführt. Der prächtigste bekannte Umritt fand 1944 statt. Die Zeitzeugin, Frau Johanna Zumpf, geb. Boiger, stammte aus der Mesnerfamilie, die jahrhunderte lang das Mesneramt ausübte.
Sie berichtete folgendes:
„In diesem Kriegsjahr waren in Preisendorf Soldaten mit vielen Pferden einquartiert. Vom Leohardiritt waren sie begeistert. Herausgeputzt ritten die Offiziere und Fahnenträger dem Zug voran, diesem folgten die noch zahlreich vorhandenen Pferde aus der Umgebung. An die hundert Pferde nahmen Aufstellung westlich der Kirche, die Soldaten auf dem so genannten „Palmafleckl“, die Einheimischen auf der Wiese hinter dem heutigen Parkplatz. Durch ein hölzernes Tor, welches sich etwa beim heutigen Leichenhaus befand, ritten die Teilnehmer durch den Friedhof. Der Altar war außerhalb der Kirche, etwa dort wo sich innen ebenfalls der Altar befindet, aufgebaut. Dort fand die Segnung der Pferde durch Herrn Pfarrer Martin Andrä statt. Am jetzigen Eingang zum Friedhof, vorbei entlang des Mesnerhauses, ritten sie nunmehr dreimal um die Kirche.“ Soweit die Zeitzeugin.
Nach dem Krieg ersetzten die Traktoren die Pferde. So nahmen 1954 nur noch 25 Pferde am Ritt teil. Damit war das Ende dieses schönen Brauches besiegelt. Brauchtumsfreunde hatten die Idee, diesen alten Brauch wieder aufleben zu lassen und gründeten am 21.Oktober 2004 den Leonhardiverein Preisendorf, der zum Ziel hat, im Jahre 2005 diesen Ritt wieder durchzuführen.
Seit 2007 besitzt der Leonhardi-Verein Dank zahlreicher, großzügiger Spender, auch eine eigene Standarte, die feierlich geweiht, nun zur Einrichtung der Dorfkirche St. Stephanus in Preisendorf zählt. Ebenso zählen schon zwei aufwendig renovierte Leiterwägen zum Inventar des Vereins, auf dem meist Trachtenvereine aus den umliegenden Gemeinden am Umritt teilnehmen.